Teil 2 – Strukturelle Korruption: Die Ausgangsbedingungen in Gelsenkirchen

Gelsenkirchen. Im zweiten Teil meiner Serie über die Strukturelle Korruption möchte ich bei dem aktuellen Streit des Anwalts von Hr. Wissmann mit Dr. Beck (Stadtdirektor) fortfahren, der im Zuge der Aussage von Hr. Weingarten – Geschäftsführer von St. Augustinus Heime GmbH, die das Kinderheim St. Josef in Gelsenkirchen betreibt – entstanden ist.

Im ersten Teil der Serie habe ich mit der Lehre von Prof. Stark bereits im Ansatz dargelegt, dass bestimmte Bedingungen Korruption begünstigen können. Schauen wir uns demnach mal die mutmaßlichen Bedingungen um das Jahr 1997 herum als Arbeitsthese an:

  1. Das St. Josef Heim ist nach Aussage von Hr. Weingarten im Aufklärungsausschuss mit nur 70 % Belegung quasi Pleite.
  2. Das Jugendamt wurde von Hr. Meißner geführt. Die Übergabe an seinen Nachfolger (2004) dürfte angelaufen sein.
  3. Im Jugendamt wird Hr. Frings von Hr. Wissmann als Stellvertreter langsam aufgebaut.
  4. Die Stadt Gelsenkirchen hat mit Hr. Wittke einen neuen Oberbürgermeister, der eine Verwaltungsreform anstrebt.
  5. Die Stadt Gelsenkirchen wollte ein Heim für Gelsenkirchen (Hr. Weingarten)
  6. Schalke wird UEFA-Cup-Sieger (Positive Grundstimmung)
  7. Im Kinderschutzbund sind 1. und 2. Vorsitzende die städtischen Jugendamtsmitarbeiter Frings und Liebenow (seit…?)
  8. Das Jugendamt wurde seit 1995 in den ASD und BSD aufgeteilt
  9. Hr. Meißner hat Kontakte nach Pecs/Ungarn. Die Ferienfreizeit im Sommer ist in….?
  10. Jugendamt und St. Augustinus treten in Verhandlungen um die Bezahlungen der Belegungen für das Kinderheim St. Josef (Verhandler sind: …..?)

Bei diesen Bedingungen bitte ich um Mithilfe. Wer Angaben zu den hier genannten Sachverhalten machen kann (S04 mal ausgenommen) oder noch andere Ereignisse rund um das Jahr 1997/98 nennen kann, möge sich bitte bei mir mit einer Email-Info melden. Vielen Dank.

Danach werde ich in die weitere Analyse unter korruptionsrelevanten Aspekten eintreten. Sie wird zunächst basieren auf der Lehre von Prof. Stark: Moralische Korruption. Warum Korruption auch ohne korrupte Akteure funktioniert“.

Ich möchte jetzt schon erwähnen, dass der Untertitel etwas missverständlich daher kommt. Tatsächlich hat jede Korruption objektiv gesehen korrupte Akteure. Korruption funktioniert nicht ohne Akteure. Was hier gemeint ist, wird auch von anderen Korruptionstheoretikern beschrieben. Die Akteure empfinden sich nicht als korrupt. Die Aussage von Hr. Weingarten machte dies ganz deutlich: Er hält sich nicht für korrupt, sondern gibt an, in der Situation richtig gehandelt zu haben. Er habe nicht gewußt, dass die Überbelegungen rechtswidrig sind. Ihm fehlt diesbezüglich vermeintlich jegliches Unrechtsbewußtsein. 

Ich darf in der Vorausschau auf weitere Artikel erwähnen, dass mittlerweile auch die Psychologie das Thema Korruption für sich entdeckt hat. Die Vertreter dieser Richtung können erklären, was es für die Entwicklung des einzelnen Menschen bedeutet, wenn er sein Schuld- und Verantwortungsbewußtsein wieder erlangt. Er kann damit seine Seele retten. Das geht jedoch nicht ohne Mithilfe einer an der Aufklärung interessierten Öffentlichkeit, die versteht, wie Korruption im gesellschaftlichen System der örtlichen Gemeinschaft und bei den Akteuren im Einzelnen funktioniert.

Es wird also, denke ich, mit vielen Aspekten eine interessante Zeit werden, die bis zum nächsten Dezember-Termin im Rathaus einiges aufarbeiten kann, was es Wichtiges im Bereich der Korruptionsforschung aus den Verhältnissen hier vor Ort für die öffentliche Meinungsbildung zu entdecken gibt. Denn: Transparenz ist der einzig wirksame Schutz vor korrupten Akteuren und korrupten Verhältnissen. Ohne Aufklärung über Korruption gibt es keine Prävention und keine Korruptionsbekämpfung. Die Verhältnisse blieben wie sie sind, und die nächsten Opfer, die keiner sieht, wären zu beklagen.

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