WAZ zu den beiden Berichten

Gelsenkirchen. Wenn man die WAZ-Darstellung und den Kommentar von Inge Ansahl zu den beiden Berichten (Deloitte und RPA) zur Hand nimmt, fällt eins auf. Eine gewisse Zufriedenheit mit den Ergebnissen.

Das mag verwundern. Ist jedoch angesichts der Feststellung einiger Experten von Lokaljournalismus als Blackbox durchaus im Rahmen. Andere sehen gleich eine deutliche Nähe von Journalisten über Hofberichterstatttung an korruptiven Strukturen. Sie nennen ihre Arbeit Gefallen an Gefälligkeiten – Journalismus und Korruption. Sie weit würde ich vorliegend nicht gehen. Aber man sieht schon, dass eigentlich nichts und niemand bei korrupten Verhältnissen ausgeschlossen werden kann und will, wie Prof. Bannenberg feststellt. Das betrifft die internen Amtsleiterstrukturen genauso wie die verzeihende Kriminalistik und Strafrechtspflege, die gerade im Bereich der Korruption, gern mal die Verhältnisse für etwas verantwortlich macht, was Tatbeitrag ist und umgekehrt. Schwer zu durchblicken ist Korruption allemal.

Daher möchte ich meine beiden Kommentare zu dem WAZ-Artikel hier noch einmal wiedergeben. Vor allem, weil der von mir gegebene Hinweis auf die Korruptionsanalyse von Prof. Dr. Britta Bannenberg  wirklich empfehlenwert und die Lektüre lesenswert ist. Nicht die ganze Habilitationsschrift. Aber die Darstellung wie Netze (strukturelle Korruption) funktionieren, ist für den Gelsenkirchener Jugendamtskandal schon sehr gut nachvollziehbar. Da wird auch die Bedeutung eines J.B. als Mitarbeiter des Jugendamtes, der als Leiter der Ferienfreizeiten fungierte viel klarer. Wie Weisung und Mitverdienenwollen ein Gemengelage zur strukturellen Korruptionsbereitschaft herstellt, ist faszinierend klar formuliert. Wer das liest, versteht auch die Gelsenkirchener Verhältnisse besser. Wie gesagt: Teil 3 der Schrift. [S. 227 ff. (digital)]

Meine beiden Kommentare zum WAZ-Bericht im Leserforum

„Einzeltäter-Theorie vs. Korruptions-Netz (strukturelle Korruption) | #3

Die Einzeltäter-Theorie, die hier als evidentes Ergebnis der Berichte dargestellt wird, fußt auf der gängigen Problemlösungsstrategie nach Aufdeckung von Korruption. Auf diese Weise möchte man schnell weiter machen wie bisher. Die Einzeltäter werden aus dem System genommen. Schon läuft wieder alles rund. Falsch!

Prof. Bannenberg weist nach, dass diese „ausgeprägte Neutralisierungs- und Rechtfertigungsstrategien nach Aufdeckung der Korruption“ nicht zielführend für die Beseitigung der Problematik ist.

Hier hat der Aufklärungsausschuss (AFJH) und die Stadt noch eine Menge Arbeit vor sich. Und die Öffentlichkeit wird das mit Interesse begleiten wollen. Da bin ich mir sicher.“beziehungsgeflecht

„Jahrelang blieb unentdeckt…          von somjotien | #2

Der Darstellung der Berichte von Deloitte und des Rechnungsprüfungsamts (RPA) als „unabhängig voneinander“ muss widerspruchen werden. Auch die Darstellung als „abschließendes Ergebnis“, entspricht nicht den Tatsachen.

Richtigerweise stellt Frau Ansahl in ihrem Kommentar hingegen etwas heraus, was zu loben ist. Die fehlende Kontrolle!

Falsch dürfte hingegen die unkritische Übernahme die Einzeltäter-These sein, die in beiden Berichten als Mutmaßungen dargestellt werden. Vor allem im RPA-Bericht sollte jeder einmal nachlesen, wie aus Vermutungen Fakten werden sollen. Im Zusammenspiel der Kräfte könnte das auch klappen. Presse muss das erkennen!

Prof. Britta Bannenberg, die Korruptions-Netze (!!) als Zusammenspiel von Möglichkeiten offenlegt, verortet die Fallgruppe beispielhaft so: „Die unzulängliche Kontrolle der Amtsführung des Angeklagten verstärkte auch seine ohnehin gegebenen Möglichkeiten, auf die Vergabe von öffentlichen Aufträgen an private Unternehmen Einfluß zu nehmen.“

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